Gedanken zu:
- Advent,
- Weihnachten und
- Kirchenjahr
Um Himmels willen, ist es schon wieder soweit – jedenfalls sind die Lebkuchenhersteller bereits seit Anfang September voll im Geschäft.
Mit dem Advent beginnt ein neues Kirchenjahr. „Prosit Neujahr!“
In einigen evangelischen Gemeinden ist dies Anlass, zum „Neujahrsempfang“ einzuladen. Gut gemeint, christlich begründet und auch ein bewusster Kontrapunkt zu sonstigen Advent- und Vorweihnachts Veranstaltungen.
Damit sind wir bei der Unterscheidung unserer 365/366 Tage Einteilung der Erd – Sonnenumrundung in ein „kirchliches Jahr“ oder in ein „weltliches Jahr“.
Doch das Leben von Kirche und Gemeinde wird nicht von einem „Kirchenjahr“ bestimmt, sondern vom Sonntag.
In der Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ (SC) des II.Vat.Konzils über die Liturgie, heißt es:
„… in jeder Woche begeht sie an dem Tag, den sie Herrentag genannt hat, das Gedächtnis der Auferstehung des Herrn“ (SC 102).
„…dieser Tag ist der „Ur-Feiertag“ …, denn der Herrentag ist Fundament und Kern des ganzen liturgischen Jahres“ (SC 106).
Die Begegnung der Gemeinde mit dem auferstandenen Herrn am Sonntag, dem 1. Tag einer neuen Woche, verleiht diesem Tag besonderen Glanz und Freude, die gerade auch den Alltag auf Gottes Gegenwart hin öffnen möchte. Der gläubige Mensch versteht sich Zeit seines Lebens als Pilger, der unterwegs ist zum Haus des Herrn.
Die 365/366 Tage eines Jahres sind somit vergleichbar einem Weg, die verschiedenen Festzeiten sind gleichsam die Unterkünfte, die dem Pilger auf seiner Reise sicheren Schutz geben, Kraft schöpfen lassen,
Ruhe geben und ihn für die nächste Wegstrecke mit dem nötigen Rüstzeug versehen.
In unterschiedlicher Akzentuierung und aus einer ganz bestimmten
Perspektive wird das Zentrum des christlichen Glaubens, Tod und Auferstehung Christi, während eines Kirchenjahres gefeiert.
Wir unterscheiden dabei:
- den Osterfestkreis, vom Aschermittwoch bis Pfingstsonntag,
- den Weihnachtsfestkreis, vom 1. Adventssonntag bis zum Sonntag nach Erscheinung, und die
- Zeit im Jahreskreis, 1. bis 33/bzw. 34. Sonntag im Jahreskreis.
Der „liturgische Jahreskalender“ macht deutlich, dass der Glaube keine Ideologie ist, die wir uns selbst in den Kopf setzen.
Glaube ist Antwort auf die zuvorkommende Tat Gottes:
das Offenlegen seiner unbegreiflichen Liebe zu uns in seinem Sohn Jesus von Nazareth.
Gott hat sich in seinem Sohn Jesus in diese Welt begeben;
erlebt die Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter;
erlebt politische Willkür und Unterdrückung und die Gespaltenheit und den Egoismus der religiösen Führer;
erfährt die Kraft und Hoffnung, die der Glaube an Jahwe vielen Menschen schenkt;
ernährt sich von seiner Hände Arbeit und weiß um das vergebliche und vergängliche seines Tuns;
hat offene Widersacher, Verräter, aber auch Freunde;
kennt Freude und Leid, Krankheit und Schmerz und ist getragen von seinem Auftrag, von seinem himmlischen Vater, der Heil und Leben ist und schenkt.
Glaube ist Antwort auf diese konkrete Liebe Gottes zu uns.
Das liturgische Jahr versucht den Gläubigen immer wieder mit diesem Jesus in Verbindung zu bringen, ihn von Gottes Liebe betroffen sein zu lassen und den Glauben zu stärken.
Diesen inneren Zusammenhang zwischen Glaube und Liturgie aufgreifend, schrieb Papst Pius XII.: „Es ist Christus selbst, der in seiner Kirche weiterlebt, und zwar in den Geheimnissen, die dauernd gegenwärtig sind und wirken.“ (Enzyklika „Mediator Dei“ 1947)
Die Advents-und Weihnachtszeit konfrontiert den Gläubigen mit der Frage:
„Woher kommen wir?“.
Es öffnet den Blick auf das von Gott erwählt und berufen sein.
Auf das absolute Ja Gottes zu seiner Schöpfung.
Die Theologie der Menschwerdung hat seine Wurzeln im griechischen Denken. Es geht um das bleibende Sein:
Gott ist Mensch geworden, der Mensch Jesus ist Gott.
Was steckt in diesen wenigen Worten für eine Verheißung, für eine unbeschreibliche Freude. „Der Mensch Jesus ist Gott“ – unser Menschsein ist durch Jesus untrennbar mit Gott verbunden.
Der Verlust der Unmittelbarkeit von Geschöpf und Schöpfer durch die Sünde ausgelöst, ist überwunden. In Jesus steht der Mensch wieder vor Gott.
Darum sind die Menschen erlöst. Eine bejahende Sicht des Menschen und der Welt ist die Folge.
Die Fasten- und Osterzeit wirft die Frage nachdem
„Woraus leben wir?“ auf.
Schuld, Gnade und Vergebung, Sterben und Neuwerden bilden den theologischen Rahmen dieser heiligen Zeit. Es geht um das entscheidende Ereignis des Kreuzes und der Auferstehung.
Auf unterschiedliche Weise wird im Kirchenjahr das heilende Handeln Gottes am Menschen und mit dem Menschen zum Ausdruck gebracht. Beide Festkreise sind von unterschiedlichen Fragestellungen geleitet und doch in ihrer Antwort aufeinander bezogen.
„Die Krippe allein enthüllt nicht den verborgenen Heilsplan Gottes. Das göttliche „Muss“, das Jesus den Jüngern auf dem Weg nach
Emmaus erschließt (Lk 24,25-27), führt zum Kreuz und so in die Herrlichkeit. Das Kreuz wiederum weckt die Frage nach dem Anfang:
„Du wirst ein Kind empfangen!“ (Das gesegnete Jahr, Freiburg 1986)
Je nach Konstellation der Jahreswochen werden die Sonntage zwischen Advents/Weihnachtsfestkreis, Fasten/Osterfestkreis als Sonntage im Jahreskreis bezeichnet. Es ist die Zeit ohne besondere Festprägung.
Christus selbst ist der Inhalt dieser „normalen“ Sonntage.
Alles was Jesus seinen Jüngern verkündet hat, wird uns in den Evangelien berichtet.
Besondere Heiligengedenktage zeigen auf, wie ein Leben mit Jesus konkret in Zeit und Geschichte seinen Niederschlag fand. Welche Antwort Gott durch diesen Heiligen den Menschen und der Kirche auf bestimmte Fragestellungen in der Zeit geben wollte. Im Heiligen, der heiligen Frau, dem heiligen Mann wird das Geheimnis der Menschwerdung, das bleibende Sein des auferstandenen Herrn Jesus in und bei seiner Kirche, lebendig und konkret.
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