2. 2. Aus der Gotteskindschaft leben und Arbeiter im Reich Gottes sein:
Aus dieser Sicht ist die Weisung Jesu zu verstehen:
„Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten!“ (Mt 5,46)
Der Umgang der Christen miteinander sowie mit jedem Menschen hat sich an die „Magna Charta“ des Reiches Gottes, dem Liebesgebot (Joh 13,34-35), zu halten.
Dieselben hohen Maßstäbe gelten für die Themen „Gerechtigkeit“, und „Umgang mit materiellen Gütern“. Beide Bereiche beinhalten die Gefahr, dass sie den Menschen in Besitz nehmen und auf diese Weise für den Menschen zum Götzen werden. Für die Gerechtigkeit bedeutet dies, dass der Mensch sich zum Richter über andere Menschen aufspielt und sich eigene Gesetze und Rechtsordnungen schafft. Willkürliche Unterdrückung des Schwächeren und des Gegners wären die Folge. Ähnlich verhält es sich mit dem Reichtum und dem materiellen Besitz. Auch dies kann dem Menschen in falscher Sicherheit wiegen, zu Überheblichkeit und zum einem Realitätsverlust führen.
Jesus möchte, dass der Mensch frei wird von jeglichem Machtstreben und es dem Menschen einzig und allein um das „Reich Gottes“ geht.
Im Reich Gottes gelten andere Zahlmittel, als in der Welt, und unsere „weltlichen Vorstellungen wie Mann/Frau was wird“, sind für den Erwerb des Bürgerrechts des Reiches Gottes ungeeignet.
Dienen anstatt herrschen, Kleinsein anstatt groß rauskommen sind das Eintrittsticket zum Reich Gottes. Jesus hat es durch sein Leben, Leiden, Sterben und seine Auferstehung für uns bei seinem Vater erworben.
Das Gebot des Dienens und der Hingabe aus Liebe ist das alleinige Gesetz des Reiches Gottes. Der Jünger Jesu hat sich daran zu halten und in seinem „Umgang mit den Dingen dieser Welt“ darauf zu achten, dass sie auf Gott und das Reich Gottes hinweisen, oder als Werkzeug für die Umsetzung der göttlichen Wert-und Weltordnung dienen.
„Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen!“ (Mt 5,20)
„Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist!“
(Mt 5,48)
„Jesus sagte: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen!
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als das ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie erschraken und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte:
Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich!“ (Mk 10,24-27)
Die Worte Jesu „für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott, denn für Gott ist alles möglich!“ sind entlastend.
Es wird klar, dass Gott es ist, der sein HEIL entgegen allem Dunkel der Sünde,
entgegen aller Schlechtigkeit, Unfähigkeit und Faulheit der Jünger Jesu,
zum endgültigen Durchbruch bringen wird. Das ist sicher.
Doch Reich Gottes ereignet sich nicht nur als Endergebnis aller Geschichte von Raum und Zeit – also am Ende der Erde und des Universums.
Es will zu jeder Zeit der Geschichte und in der Geschichte des Menschen als Aufgabe und Auftrag von seinem „Bodenpersonal“ (Kirche) ermöglicht werden.
Für das konkrete Wahrnehmen von Reich Gottes sind solche Themen von Bedeutung, die den Mensch Zeit seines Lebens betreffen und mit denen er sich immer wieder neu konfrontiert sieht. Die nach letztgültigen Antworten suchen und die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Tun, oder Nichttun benennen. Themen wie:
- Sünde, Schuld, schuldig werden,
- Reue, Buße und Sühne,
- Vergebung und Neuanfang
sind für jeden Menschen, egal ob religiös oder nicht religiös eingestellt oder geprägt, von großer Bedeutung.
Die Maßstäbe, die einen Christen im Umgang mit ihnen kennzeichnen und die sein Leben prägen, sind von Jesus vorgegeben.
Die immer wieder aufgegriffene alttestamentliche Aussage:
„So spricht der Herr: Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern dass umkehrt und lebt!“
„So wahr ich lebe- Spruch Gottes, des Herrn-, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt!“ (Ez 33,11)
zeigt die Richtung an, wie Reich Gottes von den Menschen als Heilsweg erfahren werden kann:
Reich Gottes ist die Hinwendung Gottes zum Sünder! Als Konsequenz erfolgt daraus:
- die Abkehr vom Bösen,
- die Vergebung der Sünden,
- die Wiederherstellung der Gottesebenbildlichkeit und
- die Rückkehr des Menschen in Gottes Lebens-und Liebesgemeinschaft.