Donnerstag, 31. März 2011

Die Botschaft vom Reich Gottes, die Botschaft der Wahrheit, die zu Umkehr und Versöhnung führt (IV)


2.     2. Aus der Gotteskindschaft leben und Arbeiter im Reich Gottes sein:

Aus dieser Sicht ist die Weisung Jesu zu verstehen:
Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten!“ (Mt 5,46)
Der Umgang der Christen miteinander sowie mit jedem Menschen hat sich an die „Magna Charta“ des Reiches Gottes, dem Liebesgebot (Joh 13,34-35), zu halten.
Dieselben hohen Maßstäbe gelten für die Themen „Gerechtigkeit“, und „Umgang mit materiellen Gütern“. Beide Bereiche beinhalten die Gefahr, dass sie den Menschen in Besitz nehmen und auf diese Weise für den Menschen zum Götzen werden. Für die Gerechtigkeit bedeutet dies, dass der Mensch sich zum Richter über andere Menschen aufspielt und sich eigene Gesetze und Rechtsordnungen schafft. Willkürliche Unterdrückung des Schwächeren und des Gegners wären die Folge. Ähnlich verhält es sich mit dem Reichtum und dem materiellen Besitz. Auch dies kann dem Menschen in falscher Sicherheit wiegen, zu Überheblichkeit und zum einem Realitätsverlust führen.
Jesus möchte, dass der Mensch frei wird von jeglichem Machtstreben und es dem Menschen einzig und allein um das „Reich Gottes“ geht.
Im Reich Gottes gelten andere Zahlmittel, als in der Welt, und unsere „weltlichen Vorstellungen wie Mann/Frau was wird“, sind für den Erwerb des Bürgerrechts des Reiches Gottes ungeeignet.
 Dienen anstatt herrschen, Kleinsein anstatt groß rauskommen sind das Eintrittsticket zum Reich Gottes. Jesus hat es durch sein Leben, Leiden, Sterben und seine Auferstehung für uns bei seinem Vater erworben.
Das Gebot des Dienens und der Hingabe aus Liebe ist das alleinige Gesetz des Reiches Gottes. Der Jünger Jesu hat sich daran zu halten und in seinem „Umgang mit den Dingen dieser Welt“ darauf zu achten, dass sie auf Gott und das Reich Gottes hinweisen, oder als Werkzeug für die Umsetzung der göttlichen Wert-und Weltordnung dienen.

Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen!“ (Mt 5,20)

„Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist!“
(Mt 5,48)
Jesus sagte: Meine Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes zu kommen!
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als das ein Reicher in das Reich Gottes gelangt. Sie erschraken und sagten zueinander: Wer kann dann noch gerettet werden? Jesus sah sie an und sagte:
Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich!“ (Mk 10,24-27)

Die Worte Jesu „für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott, denn für Gott ist alles möglich!“ sind entlastend.
Es wird klar, dass Gott es ist, der sein HEIL entgegen allem Dunkel der Sünde,
entgegen aller Schlechtigkeit, Unfähigkeit und Faulheit der Jünger Jesu,
zum endgültigen Durchbruch bringen wird. Das ist sicher.
Doch Reich Gottes ereignet sich nicht nur als Endergebnis aller Geschichte von Raum und Zeit – also am Ende der Erde und des Universums.
Es will zu jeder Zeit der Geschichte und in der Geschichte des Menschen als Aufgabe und Auftrag von seinem „Bodenpersonal“ (Kirche) ermöglicht werden.
Für das konkrete Wahrnehmen von Reich Gottes sind solche Themen von Bedeutung, die den Mensch Zeit seines Lebens betreffen und mit denen er sich immer wieder neu konfrontiert sieht. Die nach letztgültigen Antworten suchen und die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Tun, oder Nichttun benennen. Themen wie:
-         Sünde, Schuld, schuldig werden,  
-         Reue, Buße und Sühne,
-         Vergebung und Neuanfang
sind für jeden Menschen, egal ob religiös oder nicht religiös eingestellt oder geprägt, von großer Bedeutung.
Die Maßstäbe, die einen Christen im Umgang mit ihnen kennzeichnen und die sein Leben prägen, sind von Jesus vorgegeben.
Die immer wieder aufgegriffene alttestamentliche Aussage:
So spricht der Herr: Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern dass umkehrt und lebt!“  
So wahr ich lebe- Spruch Gottes, des Herrn-, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt!“ (Ez 33,11)
zeigt die Richtung an, wie Reich Gottes von den Menschen als Heilsweg erfahren werden kann:
Reich Gottes ist die Hinwendung Gottes zum Sünder! Als Konsequenz erfolgt daraus:
-         die Abkehr vom Bösen,
-         die Vergebung der Sünden,
-         die Wiederherstellung der Gottesebenbildlichkeit und
-         die Rückkehr des Menschen in Gottes Lebens-und Liebesgemeinschaft.

Dienstag, 29. März 2011

Die Botschaft vom Reich Gottes, die Botschaft der Wahrheit, die zu Umkehr und Versöhnung führt (III)


Berufen zu Nachfolge und Zeugnis:

In der Nachfolge des Herrn zu „stehen“, in seine Kirche (griech: „ekklesia“=
 „die Heraus-Gerufene“) berufen zu werden, geht allein auf den Ruf Jesu zurück und ist keine Selbstverständlichkeit, auf die gar ein Anrecht bestünde.       „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.“ (Joh 15,16).

Es ist ein reiner „Gnadenakt“ Gottes, der dem Menschen im hl. Sakrament der Taufe geschenkt wird. Ein unzertrennbares Band wird bei der Taufe zwischen Schöpfer und Geschöpf  geknüpft.
Der himmlische Vater nimmt den Menschen in seinem Sohn Jesus Christus durch den Heiligen Geist als sein geliebtes Kind an.
Er ist durch die Taufe von der Sünde, insbesondere von der „Erbsünde“, durch das Blut des Lammes befreit:
Jetzt gibt es keine Verurteilung mehr für die, welche in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, des Lebens in Christus Jesus, hat dich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes!“ (Röm 8,1-2)
Dadurch ist es dem Menschen ermöglicht, Christus nachzufolgen.
                  
„Ruf-Antwort-Folgen-Nachfolge“ so lautet der Vierschritt. Die Erfordernis besteht nicht in menschlich machbaren Qualitäten oder allein durch eigene Mühen erreichter moralischer Reinheit (die stets in Gefahr wäre zur Bigotterie zu entarten), sondern Gott schenkt dem Sünder Heiligkeit.
Der Menschen hat sich dem Ruf der Gnade ein Leben lang auszusetzen und ihn an sich geschehen zu lassen. Unser Vorbild haben wir hierbei in der Jungfrau Maria:
Siehe ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1,37)

1.     Umkehren und Gottes Handeln zulassen:

Das demütige Anerkennen der Geschöpflichkeit, d.h.
-         das Einsehen und das Bekennen eigener Fehler,
-         die Erkenntnis „moralisch-sittlich“ zu versagen,

-         das Geständnis von Schuld und das Anerkennen der Ohnmacht, begangenes Unrecht nicht einfach wieder „gut machen zu können“,
-         dem, der an mir schuldig geworden ist, zu vergeben,
-         die Bereitschaft zur Umkehr, verbunden mit der aufrichtigen Bitte um das Erbarmen Gottes.
All das sind seitens des Menschen die gebotenen Einsichten und nötigen Schritte.    
Gott erweist seine Gerechtigkeit im Erbarmen mit dem Sünder und bewirkt damit seine Rechtfertigung:
Der hl. Apostel Paulus schreibt:
Christus ist schon zu der Zeit, da wir noch schwach und gottlos waren, für uns gestorben. Dabei wird nur schwerlich jemand für einen Gerechten sterben, vielmehr wird er jedoch für einen guten Menschen sein Leben wagen. Gott aber hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ (Röm 5,6-8).

Und im 1. Johannes Brief können wir lesen:
Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn
als Sühne für unsere Sünden gesandt hat.“ (1 Joh 4,9-10)

Jesus hat sein Leben hingegeben für die Sünder, nicht für die Gerechten.
Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich nicht Opfer.
Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten!“
(Mt 9,13)

Der Mensch als Sünde kann Gottes Erbarmen nicht einfordern;
er besitzt keinen Rechtstitel auf  eine „Gnadenzuweisung“.
Nur als einen von Gottes größerer Liebe getragenen Akt, kann der Mensch Gottes Erbarmen und seine Barmherzigkeit an sich geschehen lassen.
Nach dem paulinischen Verständnis von Gerechtigkeit Gottes, ist folglich der Sünder der eigentlich „Gerechte“ (nämlich der von Gott mit seiner eigenen Gerechtigkeit Versehene),  

während  sich der vor Gott auf seine guten Taten und das vollkommene Beachten und Einhalten der Gebote berufende und sich dessen rühmende Mensch der verstockte Sünder bleibt.
Das Verständnis, als Mensch „Sünder“  Gott gegenüber zu sein und lebenlang zu bleiben, ist eine Grunderkenntnis, die dem Menschen aus dem Glauben an Jesus Christus geschenkt wird.
Das „Sündersein vor Gott“,  das von ihm Abgesondertsein (so ist die eigentliche Bedeutung des Wortes Sünde) durch zu IHM im Widerspruch stehende Grundhaltungen, Handlungen und Überzeugungen, bezeichnet das Grundverhältnis von Geschöpf zu Schöpfer;  eher sekundär (weil aus der Grundverfassung resultierend) sind unmoralisches Handeln, oder Nichteinhalten göttlicher Gebote oder Verstöße gegen das Naturrecht.
Es bezeichnet das Verhältnis von Schöpfer zu Geschöpf, von Gott zum Menschen.
Wenn der Mensch sich der „Wahrheit seiner Existenz stellt“, und sich folglich dem Willen Gottes unterstellt, wird er eine innere Freiheit erfahren, die Umkehr und zugleich Versöhnung bewirkt:
-         Versöhnung und Aussöhnung des Menschen mit sich und seiner Lebensgeschichte,
-         Versöhnung mit seiner Umwelt,
-         Versöhnung mit seinem Nächsten und letztlich
-         Versöhnung mit Gott.  
  
Die „Sünde“ ist der bleibende Anreiz für Gott, sich mit umso größerer Liebe und Erbarmen dem Menschen zuzuwenden:
„wo jedoch die Sünde mächtig wurde, da ist die Gnade übergroß geworden
(Röm 5,20b).

Einfacher gesagt:
Der Mensch braucht nicht länger gottgleich perfekt zu scheinen um Ansehen, Wert und Würde zu haben.
Die Würde ist Selbstverständlichkeit, die von Gott ausgeht und die er dem Menschen, als seinem Ebenbild, in Christus zukommen lässt.

Wie bereits erwähnt, ist der Mensch in der Taufe in das neue Gott-Mensch-Verhältnis aufgenommen. Die vollkommene Hingabe des Sohnes an den Willen des Vaters, durch den Tod und die Auferstehung Christi, haben dies bewirkt.
Der Christ steht in Jesus, dem Heiland und Erlöser, als der Sohn, nicht dem eigenen biologischen Geschlecht entsprechend als Sohn und Tochter, vor dem himmlischen Vater,
in Fleisch und Blut = „das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird, das ist mein Blut, dass für euch vergossen wird“.
Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blute Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben Teil an dem einen Brot.“ (1 Kor 10,16) 

Er ist Bürger der himmlischen Stadt, „die vom Himmel niedergeht in die Erdenzeit!  (vgl. GL 642,1)

Montag, 28. März 2011

Die Botschaft vom Reich Gottes, die Botschaft der Wahrheit, die zu Umkehr und Versöhnung führt (II)

Reich Gottes: Wirklichkeit und Anspruch, den Willen Gottes der Welt zu künden

In den Worten Jesu an Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt!“ (vgl. Joh 18,36) sind zentrale Aussagen über den Auftrag der Kirche enthalten. Sie sind zugleich Aussagen über ihr Selbstverständnis und ihr inneres Wesen.
Die Kirche, die nicht von dieser Welt ist, aber in dieser Welt lebt, hat folgende Aufgaben in und für die Welt:
1.     Sie hat auf Gott zu weisen:
-         a. durch die Sakramente,
-         b. durch Predigt,  Katechese und Liturgie,
-         c. durch die Werke konkreter Nächstenliebe, Caritas.
2.     die Welt insgesamt, und den einzelnen Menschen im besonderen mit Gott zu versöhnen:
-         a. durch das Bußsakrament,
-         b. durch ein bewusstes Leben nach Gottes Weisungen,
-         c. durch persönliche Opfergesinnung und Gebet.
3.     Gott zu preisen, zu loben und ihm zu danken.

„…die Fähigkeit, die Sehnsucht nach Gott im Herzen der Menschen zu wecken und zu nähren!“ (Tagespost 5.03.2011,s.S.15, Wald, Berthold, Lehrt ihr nur oder glaubt ich auch?)

Um diesem Anspruch nachzukommen, muss die Kirche und somit jeder Christ mit dem Herrn Jesus verbunden bleiben.
Das geschieht:
-          in der Feier der Hl. Eucharistie,
-         im Empfang der Hl. Sakramente,
-         in der steten Bereitschaft zu persönlicher Umkehr und Buße,
-         im persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet um das „Opfer des Lobes und des Gebetes“ für die Welt zu bringen,
-         in den Werken der Nächstenliebe, die den leidenden, hinfälligen, kranken, schwachen und entrechteten Menschen hilft und in ihnen dem
leidenden, schwachen und kranken Herrn begegnet und dient (vgl. Mt 25,31-46, vom Weltgericht).
Das Gleichnis vom Weinstock und der Rebe, das das Verhältnis der Kirche zu ihrem Herrn beschreibt, bringt diese Wirklichkeit zum Ausdruck:

„Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben!“ (Joh 15,4-5)

Mit der Aussage Jesu, „mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36) ist gleichzeitig die Mahnung an jeden Christen
„Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken!“ (Röm 12,2) und
Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht.“
(2 Tim 4,2), verbunden.
Der Auftrag der Kirche besteht nicht darin, sich weltlichen Gegebenheiten und Machtstrukturen anzugleichen, sondern  „der Welt“ ihren von Gott gegebenen Maßstab, wie Welt von seinem Schöpfer gedacht wird, zu künden.
In vielen Bildern und Gleichnissen Jesu kommen Verhältnis und Selbstverständnis von Kirche zur Welt zu tragen:
-         Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt 5,13),
-          „Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5,14),
-         Eine Stadt die auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben
(Mt 5,14b),
-         So soll euch Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5,16)

Jesus selbst bleibt für die Kirche und für jeden einzelnen seiner Jünger, (Frauen und Männer) der Weg, die Wahrheit und das Leben (vgl. Joh 14,6). Hieraus folgt der Aufruf Jesu an den Menschen, ihm als Christ nachzufolgen, also als jemand, der immer mehr sein Leben wie Jesus lebt.

Sonntag, 27. März 2011

Die Botschaft vom Reich Gottes, die Botschaft der Wahrheit, die zu Umkehr und Versöhnung führt (I)


Als Jesus von Pilatus gefragt wurde:
Bist du der König der Juden?“ antwortete dieser: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. Pilatus aber sagte zu ihm:
„Also bist du doch ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Pilatus sagte zu ihm: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,36-38)

Diese kleine Episode aus der Gerichtsverhandlung Jesu vor dem römischen Statthalter Pilatus hat bis heute nichts von seiner Brisanz und Aktualität verloren.
Zwei Welt-und Glaubensanschauungen treffen aufeinander.
Zum einen die der Welt, die sich ihre eigenen Gesetze und Rechtfertigungen schafft, entsprechend politischer Opportunität oder reinen Machtstrebens;
zum anderen die, die aus dem Glauben an Gott, den Schöpfer und Vollender von Zeit und Universum resultiert.

Es sind zwei diametral entgegengesetzte Positionen, die es nicht zu entschärfen oder abzumildern gilt.
Die Position, die Jesus vertritt, bezieht in ihren Fragen, Entscheidungen, in ihrem Verhältnis zum Menschen und zur Welt, die Wahrheit implizit mit ein.
Es gibt für Jesus eine Wahrheit des Lebens, eine Wahrheit der Welt, die absolut ist, weil sie von Gott kommt.

Gottes Weisheits-, Liebes-, Allmachtsanspruch und Plan sind die einzige Maßgabe für Jesu Leben, für sein Handeln, sein Leiden, Sterben und seine Auferstehung.
Es ist seine Aufgabe und die bleibende Aufgabe seiner Kirche („Kirche“: verstanden als Seine  bleibende Gegenwart in Zeit und Geschichte, als sichtbar verfasste Größe), für diese Wahrheit, d.h. für Gott,  Zeugnis zu geben.

Göttliche Gerechtigkeit, göttliche Barmherzigkeit und die Liebe, die Gott selbst ist (vgl. 1 Joh 4,16), gilt es in dieser Welt sichtbar werden zu lassen, für sie einzutreten und sie im Alltag umzusetzen.

Was das konkret für Jesus bedeutet wird klar, wenn wir die Frage stellen:
„Was, bzw. wer ist der Mensch?“

Jesus beantwortet die Frage nach dem Sinn und Ziel des Menschen nicht in philosophischer Hinsicht, sondern mit seinem Leben. Beim letzten Abendmahl
nimmt er seine Jünger in die innerste Sicht seines Lebensgeheimnisses hinein, und gibt damit zugleich Antwort nach Sinn und Ziel des Menschen. Er spricht:
„Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird! Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!“ (Lk 22,19-21)
Der Karfreitag bestätigt in brutalster und blutigster Weise was Jesus damit gemeint hat und was ER unter dem Liebesgebot versteht:
„Das ist mein Gebot: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde.“ (Joh 15,12-14a)
Der hl. Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom:
„Ihn (Jesus) hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut…“
 (Röm 3,24).

Der himmlische Vater geht in seinem Sohn, mit dem er völlig eins ist, dem Menschen Jesus von Nazareth, in den Tod- zur Vergebung der Sünden:
„Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in IHM Gerechtigkeit Gottes würden!“ (2 Kor 5,21)

Der Mensch und sein Heil, seine Freiheit von allen Fesseln der Sünde und des Todes, ist dem himmlischen Vater alles wert.
1.     Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes:
Für diesen absoluten Anspruch steht Jesus ein.  Er bringt durch seine Lebenshingabe die Ebenbildlichkeit, die durch das Nein des Menschen zu Gottes Heilswillen entstellt und unkenntlich geworden ist, neu zum Leuchten.
Dadurch schützt Er den Menschen vor sich selbst und entzieht ihn dessen eigenerWillkür und Verfügungsgewalt.

2.     Der Mensch hat in Gott seinen absoluten Ursprung und findet sich selbst und sein Ziel einzig und allein in Gott. Ihm ist eine absolute und unantastbare Würde gegeben; angefangen von der Verschmelzung von Samen und Eizelle bis hin zum letzten  Atemzug. 
 
Zugleich bleibt es der zentrale Auftrag des Menschen, sein Leben nach der göttlichen Ordnung auszurichten.  Die Bergpredigt Jesu (vgl. Mt 5,1-7,29), bringt die göttliche Ordnung,  das neue Gesetz des Reiches Gottes, zum Ausdruck. Sie ist der Maßstab für das neue Leben in Christus.