Als Jesus von Pilatus gefragt wurde:
„Bist du der König der Juden?“ antwortete dieser: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. Pilatus aber sagte zu ihm:
„Also bist du doch ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme. Pilatus sagte zu ihm: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,36-38)
Diese kleine Episode aus der Gerichtsverhandlung Jesu vor dem römischen Statthalter Pilatus hat bis heute nichts von seiner Brisanz und Aktualität verloren.
Zwei Welt-und Glaubensanschauungen treffen aufeinander.
Zum einen die der Welt, die sich ihre eigenen Gesetze und Rechtfertigungen schafft, entsprechend politischer Opportunität oder reinen Machtstrebens;
zum anderen die, die aus dem Glauben an Gott, den Schöpfer und Vollender von Zeit und Universum resultiert.
Es sind zwei diametral entgegengesetzte Positionen, die es nicht zu entschärfen oder abzumildern gilt.
Die Position, die Jesus vertritt, bezieht in ihren Fragen, Entscheidungen, in ihrem Verhältnis zum Menschen und zur Welt, die Wahrheit implizit mit ein.
Es gibt für Jesus eine Wahrheit des Lebens, eine Wahrheit der Welt, die absolut ist, weil sie von Gott kommt.
Gottes Weisheits-, Liebes-, Allmachtsanspruch und Plan sind die einzige Maßgabe für Jesu Leben, für sein Handeln, sein Leiden, Sterben und seine Auferstehung.
Es ist seine Aufgabe und die bleibende Aufgabe seiner Kirche („Kirche“: verstanden als Seine bleibende Gegenwart in Zeit und Geschichte, als sichtbar verfasste Größe), für diese Wahrheit, d.h. für Gott, Zeugnis zu geben.
Göttliche Gerechtigkeit, göttliche Barmherzigkeit und die Liebe, die Gott selbst ist (vgl. 1 Joh 4,16), gilt es in dieser Welt sichtbar werden zu lassen, für sie einzutreten und sie im Alltag umzusetzen.
Was das konkret für Jesus bedeutet wird klar, wenn wir die Frage stellen:
„Was, bzw. wer ist der Mensch?“
Jesus beantwortet die Frage nach dem Sinn und Ziel des Menschen nicht in philosophischer Hinsicht, sondern mit seinem Leben. Beim letzten Abendmahl
nimmt er seine Jünger in die innerste Sicht seines Lebensgeheimnisses hinein, und gibt damit zugleich Antwort nach Sinn und Ziel des Menschen. Er spricht:
„Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird! Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!“ (Lk 22,19-21)
Der Karfreitag bestätigt in brutalster und blutigster Weise was Jesus damit gemeint hat und was ER unter dem Liebesgebot versteht:
„Das ist mein Gebot: Liebt einander, wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt. Ihr seid meine Freunde.“ (Joh 15,12-14a)
Der hl. Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom:
„Ihn (Jesus) hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut…“
(Röm 3,24).
Der himmlische Vater geht in seinem Sohn, mit dem er völlig eins ist, dem Menschen Jesus von Nazareth, in den Tod- zur Vergebung der Sünden:
„Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in IHM Gerechtigkeit Gottes würden!“ (2 Kor 5,21)
Der Mensch und sein Heil, seine Freiheit von allen Fesseln der Sünde und des Todes, ist dem himmlischen Vater alles wert.
1. Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes:
Für diesen absoluten Anspruch steht Jesus ein. Er bringt durch seine Lebenshingabe die Ebenbildlichkeit, die durch das Nein des Menschen zu Gottes Heilswillen entstellt und unkenntlich geworden ist, neu zum Leuchten.
Dadurch schützt Er den Menschen vor sich selbst und entzieht ihn dessen eigenerWillkür und Verfügungsgewalt.
2. Der Mensch hat in Gott seinen absoluten Ursprung und findet sich selbst und sein Ziel einzig und allein in Gott. Ihm ist eine absolute und unantastbare Würde gegeben; angefangen von der Verschmelzung von Samen und Eizelle bis hin zum letzten Atemzug.
Zugleich bleibt es der zentrale Auftrag des Menschen, sein Leben nach der göttlichen Ordnung auszurichten. Die Bergpredigt Jesu (vgl. Mt 5,1-7,29), bringt die göttliche Ordnung, das neue Gesetz des Reiches Gottes, zum Ausdruck. Sie ist der Maßstab für das neue Leben in Christus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen