Vorwort zum Gemeinschaftsbrief der:
„Gebetsgemeinschaft der Mutter des Trostes und der
Barmherzigkeit“, der
„Fraternitätsgruppe Offenbach“, und der
„Schönstatt Krankenliga in der Diözese Mainz“:
Ausgabe 1;
November/Dezember 2010
Liebe Leserinnen, lieber Leser,
ist es nun ein gewagtes Unternehmen, einen solchen Brief zu schreiben?
Die Zeit wird es, wie immer in unserem Leben zeigen; was Bestand hat und was nur eine „Eintagsfliege“ war.
Mit Frau Ellen Gentsch, der Sprecherin der Fraternitätsgruppe Offenbach, entstand die Idee, ein Medium zu schaffen das alle Mitglieder und Interessierten der Fraternität erreichen sollte.
Zu den verschiedenen Treffen 2009/2010 kamen ins FE-Gebäude des Caritas Zentrums Offenbach im Durchschnitt um die 15 Personen. Doch der weit größere Teil war aufgrund persönlicher Beeinträchtigung, nicht in der Lage an einem dieser Treffen teilzunehmen.
Ähnlich sieht es auch bei der „Schönstatt Krankenliga“ aus.
Eine gewisse Ausnahme bildet die Gebetsgemeinschaft „der Mutter des Trostes und der Barmherzigkeit“ in Lampertheim. Die monatliche Zusammenkunft zu eucharistischer Anbetung und Gottesdienst in der Kapelle des St. Marien Krankenhauses Lampertheim, sind Grundlagen ihres Selbstverständnisses.
Alle drei Gemeinschaften verbindet ein und dasselbe Anliegen.
Es geht um Krankheit, um Behinderung; also um etwas ganz normales das zum menschlichen Leben dazugehört.
Jeder von uns ist auf irgendeine Weise schon einmal persönlich damit konfrontiert worden. Und doch sind beide Worte für viele Menschen mit Schreckensbildern verbunden.
Die drei genannten Gemeinschaften stellen sich der Herausforderung.
Sie versuchen aus dem christlichen Glauben heraus, Krankheit und Behinderung anzunehmen. Ihr Leben verbindet sie auf „geheimnisvoll-offenkundige Weise“ mit dem leidenden Herrn JESU, der alle Krankheiten und Leiden aus Liebe getragen hat und dadurch den Fluch der Sünde und des Todes ein für alle mal überwand.
Krankheit und Behinderung sind für den gläubigen Christen nicht Fluch, geschweige denn Gottesstrafe. Sie dürfen vielmehr als eine ganz besondere Weise der Nachfolge Jesu begriffen werden. Dadurch gewinnt das eigene Lebensschicksal heilsrelevante Züge.
Mit einfacheren Worten gesagt:
Jesus braucht mich gerade in meiner Krankheit, in meiner Behinderung.
Da lebt ER ganz in mir und für mich,
da leidet ER ganz mit mir und für mich,
da ist SEINE grenzenlose Liebe zum Menschen, konkreter Mensch, konkrete Träne, konkreter Schmerz, konkrete Erfahrung von Dunkelheit und Angst.
Da kann ich meiner Behinderung und Krankheit einen Sinn geben der anderen Menschen „nutzt“ und zum Heil wird.
Indem ich ganz in Jesus bin, lebe ich nicht mehr für mich selbst, sondern für ihn, und damit für „meine und seine Schwestern und Brüder!“ Aus dem Tod erwächst in Jesus Leben für alle, Leben in Fülle für alle.
„Dazu darf ich und kann ich meinen Teil beitragen, dafür bin ich Christ!“
„Krankheit“, “ Behinderung“, das sind für unsere Gesellschaft in erster Linie Fragen „finanzieller Natur“:
„Was kostet diese oder jene Behandlung“,
„Was kostet eine Gehhilfe,- ein Rollator,- eine Reha Maßnahme?“,
„Welcher Kostenträger übernimmt den Fahrdienst etc….?“
Der Mensch wird auf ein Kosten-Nutzen Verhältnis reduziert. Wenn ich es hier in aller Deutlichkeit einmal sage, ein Langzeitkranker, ein Mensch mit einer
sichtbaren Behinderung stellt eine Belastung, eine „Behinderung“ der „Gesunden“ dar.
Jede Behinderung macht deutlich, dass menschliches Streben nach Vollkommenheit, nach „Mängel-freiem Leben“, in jedem von uns stecken.
Wir sehnen uns im Tiefsten unseres Innersten nach dem Paradies.
Doch das haben wir uns, wie es die Bibel beschreibt, durch das „Selbst-Sein Wollen-Wie-Gott“ gründlichst verschlossen.
Die bittere Erkenntnis lautet:
Der Mensch ist und bleibt Geschöpf und damit vergänglich, hinfällig und kränkelnd, dem unmissverständlichem Diktat der Zeit unterworfen.
„Das selbst machen wollen“ – die Metamorphose vom Geschöpf zum Schöpfer zu werden, gelingt nicht.
Autonomie, Selbstbestimmung verbunden mit radikaler Selbstverwirklichung, bleiben ein krankhaftes Hirngespinst und sind deswegen so verlockend.
Einander kennenlernen und voneinander wissen;
wissen was den anderen Menschen bewegt, was seine Heimat ist und aus welchen Quellen er den Alltag bewältigt; was ihn immer wieder zu schaffen macht; wofür er lebt, sich einsetzt und hingibt; welche Hoffnung in ihm lebendig ist – all das sind die entscheidenden Ansätze die Tür zum „Paradies“ gemeinsam wieder zu öffnen.
Im füreinander und im miteinander zu leben, zu leiden und zu hoffen.
Das ist der „Gott gewollte Weg“ nach Heil und Heilung- das ist der Weg den Gott von sich aus zum Menschen geht.
Paulus schreibt im Philipper Brief:
„Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest,
wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie
ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben war das eines Menschen;
Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuze.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel und auf der Erde und unter der Erde
ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr,
zur Ehre Gottes,
des Vaters.“
(Phil 2,6-11)
Der Gemeinschaftsbrief möchte „Zeugnisbrief“ sein, für Gottes heilende und liebende Gegenwart in unserer Welt. Es möchte ein klares Zeichen setzen gegen Gottvergessenheit und menschliche Überheblichkeit. Er möchte einladen zu einer Weggemeinschaft mit dem Herrn Jesus und seiner Mutter Maria.
Er möchte ermutigen sich gegenseitig zu ertragen und zu tragen, sich gemeinsam dem Liebesgebot Jesu zu unterstellen, Versöhnung und Heil einander zu schenken und zu erfahren.
Selbst Zeuge für die Wahrheit des Evangeliums zu sein.
Liebe Leserinnen, lieber Leser,
die meisten von Ihnen haben wahrscheinlich die Mitte des Lebens bereits überschritten; so manche Vorstellungen vom „Glück“, vom „Ruhm“ haben sich als „Fata Morgana“, als Trugbild erwiesen. Sie sind zurückhaltender geworden jedem erst besten Marktschreier zu glauben.
Dafür stellen sich ihnen heute Fragen nach dem warum?
Nach der Schuld, die man in seinem Leben unweigerlich angehäuft hat, und des Umgangs mit ihr? Nach dem was „kommt“, was auch vor Gott Bestand hat?
Nun, ich möchte Sie für meine Sache gewinnen. Ich appelliere an Ihren guten Willen. Ob ein Mensch alt ist, hängt nicht von seinem Alter ab, es hängt davon ab, ob er sich begeistern lässt. Und dafür ist es nie zu spät?
Könnte uns das nicht motivieren unserem Alltag eine neue Qualität zu geben?
Auf unsere Weise mit beizutragen, dass junge Menschen durch unser Gebet, durch das mühevolle Annehmen so vieler, alltäglicher Überwindungen einen Zugang zu Gott finden?
Wie viele Menschen haben für uns gebetet; ihr Leben ganz bewusst unter Gottes heiligen Willen gestellt, damit wir in die Lage versetzt wurden, Gott zu erkennen und zu glauben. Glaube ist keine einfache Selbstverständlichkeit sondern besondere Gnade und Erwählung durch Gott und die Fürbitte und das Opfer vieler Heiliger, „auf Erden wie im Himmel“.
Diesen Gnadenstrom zu unterstützen und daran mitwirken zu dürfen durch unsere „kleinen Beiträge“, ist auch als alter Mensch möglich. Er gibt unserem Leben einen besonderen Sinn; Heilssolidarität für unsere Kinder, Enkel und Urenkel. Dafür, dass unsere Heimat Christenland bleibt.
Ich zähle auf Ihre Hilfe. Danke!