Montag, 11. Oktober 2010



Vorwort zum Gemeinschaftsbrief der:
 „Gebetsgemeinschaft der Mutter des Trostes und der                   
   Barmherzigkeit“, der
„Fraternitätsgruppe Offenbach“, und der
„Schönstatt Krankenliga in der Diözese Mainz“:
Ausgabe 1;
November/Dezember 2010

Liebe Leserinnen, lieber Leser,
ist es nun ein gewagtes Unternehmen, einen solchen Brief zu schreiben?
Die Zeit wird es, wie immer in unserem Leben zeigen; was Bestand hat und  was nur eine „Eintagsfliege“ war.
Mit Frau Ellen Gentsch, der Sprecherin der Fraternitätsgruppe Offenbach, entstand die Idee, ein Medium zu schaffen das alle Mitglieder und Interessierten der Fraternität erreichen sollte.
Zu den verschiedenen Treffen 2009/2010 kamen ins FE-Gebäude des Caritas Zentrums Offenbach im Durchschnitt um die 15 Personen. Doch der weit größere Teil war aufgrund persönlicher Beeinträchtigung, nicht in der Lage an einem dieser Treffen teilzunehmen.
Ähnlich sieht es auch bei der „Schönstatt Krankenliga“ aus.
Eine gewisse Ausnahme bildet die Gebetsgemeinschaft „der Mutter des Trostes und der Barmherzigkeit“ in Lampertheim. Die monatliche Zusammenkunft zu eucharistischer Anbetung und Gottesdienst in der Kapelle des St. Marien Krankenhauses Lampertheim, sind Grundlagen ihres Selbstverständnisses.
Alle drei Gemeinschaften verbindet ein und dasselbe Anliegen.
Es geht um Krankheit, um  Behinderung;  also um etwas ganz normales das zum menschlichen Leben dazugehört. 
Jeder von uns ist auf irgendeine Weise schon einmal persönlich damit konfrontiert worden. Und doch sind beide Worte für viele Menschen mit Schreckensbildern verbunden. 
Die drei genannten Gemeinschaften stellen sich der Herausforderung.
Sie versuchen aus dem christlichen Glauben heraus, Krankheit und Behinderung anzunehmen.  Ihr Leben verbindet sie auf  „geheimnisvoll-offenkundige Weise“ mit dem leidenden Herrn JESU, der alle Krankheiten und Leiden aus Liebe  getragen hat und dadurch den Fluch der Sünde und des Todes ein für alle mal überwand.

Krankheit und Behinderung sind für den gläubigen Christen nicht Fluch, geschweige denn Gottesstrafe. Sie dürfen vielmehr als eine ganz besondere Weise der Nachfolge Jesu begriffen werden. Dadurch gewinnt das eigene Lebensschicksal heilsrelevante Züge.
Mit einfacheren Worten gesagt:
Jesus braucht mich gerade in meiner Krankheit, in meiner Behinderung.
Da lebt ER ganz in mir und für mich,
da leidet ER ganz mit mir und für mich,
da ist SEINE grenzenlose Liebe zum Menschen, konkreter Mensch, konkrete Träne, konkreter Schmerz, konkrete Erfahrung von Dunkelheit und Angst.
Da kann ich meiner Behinderung und Krankheit einen Sinn geben der anderen Menschen „nutzt“ und zum Heil wird.
Indem ich ganz in Jesus bin, lebe ich nicht mehr für mich selbst, sondern für ihn, und damit für „meine und seine Schwestern und Brüder!“ Aus dem Tod erwächst in Jesus Leben für alle, Leben in Fülle für alle.
„Dazu darf  ich und kann ich meinen Teil beitragen, dafür bin ich Christ!“

„Krankheit“, “ Behinderung“, das sind für unsere Gesellschaft in erster Linie Fragen  „finanzieller Natur“: 
„Was kostet diese oder jene Behandlung“,
„Was kostet eine Gehhilfe,- ein Rollator,- eine Reha Maßnahme?“,
 „Welcher Kostenträger übernimmt den Fahrdienst etc….?“
Der Mensch wird auf ein Kosten-Nutzen Verhältnis reduziert. Wenn ich es hier in aller Deutlichkeit einmal sage, ein Langzeitkranker, ein Mensch mit einer
sichtbaren Behinderung stellt eine Belastung, eine „Behinderung“ der „Gesunden“ dar.

Jede Behinderung macht deutlich, dass menschliches Streben nach Vollkommenheit, nach „Mängel-freiem Leben“, in jedem von uns stecken.
Wir sehnen uns im Tiefsten unseres Innersten nach dem Paradies.
Doch das haben wir uns, wie es die Bibel beschreibt, durch das „Selbst-Sein Wollen-Wie-Gott“ gründlichst verschlossen.
Die bittere Erkenntnis lautet:
Der Mensch ist und bleibt Geschöpf und damit vergänglich, hinfällig und kränkelnd, dem unmissverständlichem Diktat der Zeit unterworfen.

„Das selbst machen wollen“ – die Metamorphose vom Geschöpf zum Schöpfer zu werden, gelingt nicht.
Autonomie, Selbstbestimmung verbunden mit radikaler Selbstverwirklichung, bleiben ein krankhaftes Hirngespinst und sind deswegen so verlockend.

Einander kennenlernen und voneinander wissen;
wissen was den anderen Menschen bewegt, was seine Heimat ist und aus welchen Quellen er den Alltag bewältigt; was ihn immer wieder  zu schaffen macht; wofür er lebt, sich einsetzt und hingibt; welche Hoffnung in ihm lebendig ist – all das sind die entscheidenden Ansätze die Tür zum „Paradies“ gemeinsam wieder zu öffnen.
Im füreinander und im miteinander zu leben, zu leiden und zu hoffen.
Das ist der „Gott gewollte Weg“ nach Heil und Heilung- das ist der Weg den Gott von sich aus zum Menschen geht.
Paulus schreibt im Philipper Brief:

Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest,
wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie
ein Sklave und den Menschen gleich.
Sein Leben  war das eines Menschen;
Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod,
bis zum Tod am Kreuze.
Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen,
der größer ist als alle Namen,
damit alle im Himmel und auf der Erde und unter der Erde
ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu
und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr,
zur Ehre Gottes,
des Vaters.“

(Phil 2,6-11)
                                  

Der Gemeinschaftsbrief möchte „Zeugnisbrief“ sein, für Gottes heilende und liebende Gegenwart in unserer Welt. Es möchte ein klares Zeichen setzen gegen Gottvergessenheit und menschliche Überheblichkeit. Er möchte einladen zu einer Weggemeinschaft mit dem Herrn Jesus und seiner Mutter Maria.
Er möchte ermutigen sich gegenseitig zu ertragen und zu tragen, sich gemeinsam dem Liebesgebot Jesu zu unterstellen, Versöhnung und Heil einander zu schenken und zu erfahren.
Selbst Zeuge für die Wahrheit des Evangeliums zu sein.

Liebe Leserinnen, lieber Leser,
die meisten von Ihnen haben wahrscheinlich die Mitte des Lebens bereits überschritten; so manche Vorstellungen vom „Glück“, vom „Ruhm“ haben sich als  „Fata Morgana“, als Trugbild erwiesen. Sie sind zurückhaltender geworden jedem erst besten Marktschreier zu glauben.
Dafür stellen sich ihnen heute Fragen nach dem warum?
Nach der Schuld, die man in seinem Leben unweigerlich  angehäuft  hat, und des Umgangs mit ihr? Nach dem was „kommt“, was auch vor Gott Bestand hat?
Nun, ich möchte Sie für meine Sache gewinnen. Ich appelliere an Ihren guten Willen. Ob ein Mensch alt ist, hängt nicht  von seinem Alter ab, es hängt davon  ab, ob er sich begeistern lässt. Und dafür ist es nie zu spät?
Könnte uns das nicht motivieren unserem Alltag eine neue Qualität zu geben?
Auf unsere Weise mit beizutragen, dass junge Menschen durch unser Gebet, durch das mühevolle Annehmen so vieler, alltäglicher Überwindungen einen Zugang zu Gott finden?
Wie viele Menschen haben für uns gebetet; ihr Leben ganz bewusst unter Gottes heiligen Willen gestellt, damit wir in die Lage versetzt wurden, Gott zu erkennen und zu glauben. Glaube ist keine einfache Selbstverständlichkeit sondern besondere Gnade und Erwählung durch Gott und die Fürbitte und das Opfer vieler Heiliger, „auf  Erden wie im Himmel“.
Diesen Gnadenstrom zu unterstützen und daran mitwirken zu dürfen durch unsere „kleinen Beiträge“,  ist auch als alter Mensch möglich. Er gibt unserem Leben einen besonderen Sinn;  Heilssolidarität für unsere Kinder, Enkel und Urenkel. Dafür, dass unsere Heimat Christenland bleibt.  
Ich zähle auf Ihre Hilfe. Danke!


Einige Informationen zu Festen und Gebräuchen im Monat November


Zu Beginn des Monats November stehen zwei große Feste:
Das Fest Allerheiligen und das Fest Allerseelen. Sie eröffnen das Gedenken an unsere Verstorbenen. Der Monat November, der letzte im Kirchenjahr, steht traditionell für unsere Toten, für Vergehen und Sterben, aber gleichzeitig auch für die Hoffnung, dass der Tod nicht den endgültigen Sieg über das Leben gewinnt.
Das Blumengeschäft neben meiner Wohnung hat sich bereits eingestellt auf diesen Totenmonat. Neben allerhand bunten "Kürbiskreationen", finden sich unübersehbar Gestecke für den Friedhof.
Unmissverständlich zeigt die Natur, trotz intensivster Farbenfülle der Bäume, dass das Jahr dem Winter zugeht. Die Blätter fallen von den Bäumen und werden vom Wind hin und hergefegt. Nebelschwaden, immer weniger Tageslicht, Kälte und Frost haben für uns Menschen etwas Bedrohliches an sich. Es ist die Jahreszeit in der Depressionen und Ängste hochkommen und sich so mancher in südlichere Gefilde wünscht.
Die beiden Feste Allerheiligen und Allerseelen zeigen eine ganz andere Perspektive. Nicht Tod, Ende und Zerstörung, sondern Lichtfülle, Hoffnung, Zukunft und Leben sind deren Inhalt.
Unsre tiefste Sehnsucht nach Leben, die den Tod und alles was damit zusammenhängt (Krankheit und Leid - physischer wie pyhischer Natur),
am liebsten vergessen lassen möchte, findet in beiden Festen seine Bestätigung. Nach christlichem Verständnis ist der Mensch in der  Taufe in diese Sehnsucht nach Fülle und Erfüllung, die Gott ist und die er allein  schenkt, schon jetzt hineingenommen. Daher spricht Paulus seine Gemeindemitglieder als Heilige Gottes an.                                    
Hier beginnt die positive Schicksalsverwobenheit zwischen Gott und Mensch. Der Getaufte ist mit dem Leben, dem Leiden, dem Sterben und mit der Auferstehung Jesu auf das innigste verbunden. Paulus sagt: Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir - wenn Gott in Jesus für mich ist, wer kann dann gegen mich sein?! (vgl. Röm 8, 30). Die Heiligen und Seligen, von denen diese Feste sprechen, sind unsere Glaubensschwestern und -brüder, die in dieser Wirklichkeit des Lebens mit Gott leben und endgültige Bestätigung erfahren. Und da jeder Getaufte von Gott her Heil zugesprochen bekommt, sind sie mit uns verbunden. Heiligkeit ist keine individual Größe die auf lupenreine, moralisch sittliche Vollkommenheit aufbaut oder davon abhängt, sondern sie ist Gottes Geschenk an uns - die wir sein Abbild und Ebenbild  sind. Heilige sind deshalb heilig, weil sie von jeder Form irdischen Egoismusses befreit nun ganz und gar da sind für uns. Sie stehen ein für die kindliche Überzeugung, den kindlichen Wunsch: "Es wird alles wieder gut!" Es wird alles wieder heil. Gott ist dieser Heil-macher, der Heil-and, der selbst das, was der Tod für immer kaputt  zu machen scheint, wieder heilt und versöhnt. Jesus, in dem wir sind und leben, schenkt diese Gewissheit. 
In jeder Eucharistiefeier in der Himmel und Erde, Ewigkeit und irdische Zeit ineinanderfließen, stimmt die Gemeinde vor den Einsetzungsworten Jesu ein in den Chor der Heiligen und himmlischen Heerscharen und ruft:
"Heilig, heilig, heilig Gott, Herr aller Mächte und Gewalten.
Erfüllt sind Himmel und Erde von deiner Herrlichkeit.
Hosanna in der Höhe. Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Hosanna in der Höhe."
Das Zweite Vatikanische Konzil betont, dass nicht menschliche Leistung entscheidend sind, sondern die Durchlässigkeit des Menschen für Gottes Heilsabsichten. Persönliche Heiligkeit verlangt nicht nach Außerordentlichem, Spektakulärem, sondern dass Heiligkeit gelebt wird im Alltag, in Familie und Beruf durch konkrete Gottesliebe, die ihre Entsprechung findet in der Nächstenliebe.

Heilige des Monats November:

11. November: Heiliger Martinus, Schutzpatron des Bistums Mainz

Martin wurde um 316 n.Chr. in Sabaria, dem heutigen Steinamanger in Ungarn, geboren. Sein Vater, ein hoher römischer Offizier, setzt sich dafür ein, dass Martin mit 15 Jahren in die kaiserliche Gardereiterei aufgenommen wird. Er wird samt seines Regimentes kurze Zeit später in den Westen des römischen Reiches versetzt. Am Stadttor von Amiens teilt er seinen Soldatenmantel mit einem frierenden Bettler; in der Nacht darauf erscheint ihm Christus, mit dem abgeschnittenen Mantelstück bekleidet. Durch diesen Traum zuinnerst ergriffen, sucht er Anschluss an die vor Ort existierende Christengemeinde. Mit 18 Jahren lässt sich Martin taufen, dient aber noch bis 356 n.Chr. in der Garde. Nach seinem Abschied vom Heer in der Nähe von Worms zieht es ihn zum Bischof Hilarius von Poitiers, der ihn in seine ungarische Heimat zurückschickt. Um 360 n.Chr. trifft er wieder mit Hilarius zusammen, ein Jahr später gründet er Liguge, das erste Kloster Galliens. 371 n.Chr. wird er per Volksentscheid zum Bischof von Tours gewählt. 375 n.Chr. gründet er das Kloster Marmourtier an der Loire, das bald zu einem Mittelpunkt klösterlicher Kultur wird. Hier werden in der Klosterschule Missionare ausgebildet, die in der Folgezeit in ganz Frankreich das Evangelium Christi verkünden. Unermüdlich widmet sich Martin auch selbst der Glaubensweitergabe durch Predigt und konkreter Nächstenliebe in den weithin heidnischen Gebieten.
Am 8. November 389 n.Chr. stirbt Martin im Kreis seiner Mitbrüder. Am 11. November 397 wird er feierlich in Tour beigesetzt. Sein Grab wurde zum Nationalheiligtum der Franken. Martin ist der erste Nichtmärtyrer, der in der abendländischen Kirche als Heiliger verehrt wurde. Martin war ein Mann mit Charakter - man kann ihn als ersten Kriegsdienstverweigerer bezeichnen, denn als er im Jahr 356 n.Chr. dem röm. Kaiser, der das Christentum förderte, sein Schwert zurückgibt, hätte ihm das als Majestätsbeleidigung ausgelegt und das Leben kosten können.
Noch heute tragen viele Kirchen und Kathedralen seinen Namen, so auch die Bischofskirche in Mainz. Über dem Westchor des Mainzer Doms finden wir eine Martinsstatue in der Pose des römischen Gardereiters, der seinen Mantel vor dem knieenden Bettler teilt. Seine Gestalt ist bis heute lebendig in den zahlreichen Martinsumzügen die am 11. November überall stattfinden. Das Teilen seines Mantels ist von hoher Symbolkraft - er teilt sein Leben, damit ein anderer, ihm völlig Unbekannter, vom Tod durch Erfrieren, gerettet wird.
So erfüllt er Jesu Botschaft: Wer an seinem Leben festhält, wird es verlieren, wer es aber hingibt für andere, wird es gewinnen.
Das Licht und die Hoffnung, die der Glaube schenkt, ist in der Gestalt des Heiligen Martin menschlich greifbar und erfahrbar geworden.
Allmächtiger Gott, der Heilige Bischof Martin hat dich in seinem Leben und in seinem Sterben verherrlicht.
Lass auch in uns die Macht deiner Gnade wirksam sein, damit weder Tod noch Leben uns von deiner Liebe trennen.

19. November: Heilige Elisabeth von Thüringen, Landgräfin, Schutzpatronin der "Werke der Nächstenliebe" und der christlichen Krankenhäuser und Hospize

Elisabeth war die Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn und seiner Gattin Gertrud von Andechs. 1207 n.Chr. in Ungarn geboren, kam sie mit 4 Jahren auf die Wartburg in Thüringen, wo sie von der Landgräfin Sophie, ihrer späteren Schwiegermutter im Geist des Heiligen Franziskus, erzogen wurde. Mit 14 Jahren heiratet sie den Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen. Die glückliche Ehe, aus der 3 Kinder hervorgingen, dauerte nur 6 Jahre. 1227 n.Chr. starb ihr Mann auf dem Kreuzzug nach Jerusalem.
In der Rückschau wirkt die Landgräfin Elisabeth von Thüringen eigenwillig, selbstbewusst, kritisch-intelligent. Ihre Frömmigkeit hat etwas Rebellisches an sich. Sie zeigt deutlich ihre Abneigung gegenüber Repäsentationspflichten, trägt mit Vorliebe schlichte Wollkleider, legt in der Kirche ihren Schmuck ab und lockt Scharen von Bettlern und Elendsgestalten zur Speisung auf die Wartburg.
Elisabeth erkannte, dass ihr  Glaube an Jesus Konsequenzen in ihrem Leben haben musste. Sie bäumte sich dagegen auf, dass es Privilegierte und Menschen minderen Wertes geben sollte. So begann sie ihren persönlichen Lebensbereich zu verändern. Im Umgang mit den Armen verwirklichte Elisabeth eine radikale wie praktische Frömmigkeit. Sie befaßte sich hautnah mit dem Elend der Armen und Kranken. Sie pflegte ihre aussätzigen Schützlinge selbst, wusch eiternde Wunden, legte Verbände an. Die Landgräfin kümmerte sich um Waisenkinder, spann gemeinsam mit ihren Mägden Wolle, aus denen Kleider für Franziskaner und Bedürftige gewebt wurden, nähte Taufkleider für die Neugeborenen aus mittellosen Familien. Sie machte mit eigener Hand Totenhemden für die Bestattung der Armen, wusch sie, bekleidete sie und nahm an ihrer Beerdigung teil. Caritas war für sie die praktische Umsetzung des Doppelgebotes der Gottes-und Nächstenliebe. Als in den Jahren 1224-1226 eine Hungerkatastrophe über Thüringen hereinbrach und zum Skelett abgemagerte Menschen sich von Wurzeln, Kräutern und vom Fleisch verendeter Tiere nährten, sperrte sie - ihr Mann weilte im Ausland - sämtliche Kornkammern im Land auf. Als ihr leidenschaftlich geliebter Mann auf dem Weg zum Kreuzzug einer Seuche erlag, brach der Hass der höfischen Umwelt offen gegen sie hervor. Sie wurde regelrecht von der Wartburg gemobbt. Mit der Ablöse ihrer Witwengüter und einem Rest ihrer Aussteuer gründete sie ein Hospital vor den Toren Marburgs. Im Spital leistete sie Männerarbeit, pflegte stinkende Aussätzige, verband eiternde Geschwüre und wusch ihnen den Ausfluss ab. Der Körper der jungen Frau war längst erschöpft und verbraucht. Sie wurde schwer krank und starb 24-jährig im Jahre 1231 n.Chr. Schon 4 Jahre später wurde sie vom Papst heilig gesprochen. Für den prächtigen, mit Gold und Silber überzogenen Schrein mit Elisabeths Gebeinen baute man die Marburger Elisabethenkirche, das erste rein gotische Gotteshaus in Deutschland. Doch es ist, als ob die in Armut und Verachtung seitens des Adels Gestorbene noch im Tod gegen seine solch feudale Grabstätte hätte protestieren wollen.
Während der Reformationszeit verschwanden ihre Gebeine, und niemand weiß bis heute, ob und wo sie ein zweites Mal beigesetzt worden sind. Der prachtvolle Schrein ist leer. Elisabeths Liebe zur Armut hat auf diese Weise ein zweites Mal gesiegt.
Gott, du Vater der Armen, du hast der heiligen Elisabeth ein Herz für die Armen gegeben, in denen sie Christus erkannte und verehrte. Auf ihre Fürsprache gib auch uns den Geist deiner Liebe und leite uns an zu helfen, wo Menschen in Not und Bedrängnis sind.